Montag, 2. November 2020

Chaperon - Denn nichts kleidet so gut, wie ein schöner Hut!

Eines schönen Julitages versammelten sich 8 Freunde auf einer gut belüfteten Terrasse um gemeinsam zu schnacken und zu Basteln. Der Hausherr hatte kein angefangenes Projekt, was an einen Tisch passte, also begann er einfach ein neues.
Inspiriert von einem wunderschönen Kopfputz, den er bei einem fremden Ritter gesehen hatte begann er sein Werk...

 

 Ich begann mit Papierschablonen. Diese bestanden aus zwei ca. 20x6cm großen Streifen.
An einer langen Seite der Streifen wurden jeweils Halbkreise mit 2cm Radius aufgemalt und ausgeschnitten.
Bei einem Streifen begann ich in der Mitte des Kreises, bei dem anderen am Beginn. Die Idee dahinter ist, derart ausgeschnittene Streifen versetzt übereinander legen zu können, so dass zwischen zwei Halbkreisen der Halbkreis aus der darunterliegenden Schicht zum Vorschein kommt.


Da die Wappenfarben meines Larp-Charakters Grün/Weiss/Rot sind, habe ich immer abwechselnd in diesen Farben zugeschnitten und diese aufeinander gelegt.
Zu Beginn arbeitete ich mit einem Rollschneider, bis ich bemerkte, dass die engen Kurven die Schneidematte zerstören. Dann bin ich auf die Schere umgestiegen.


So habe ich zugeschnitten bis ich ca 70 Streifen fertig hatte. Diese wurden dann jeweils so venäht, dass ein Streifen so auf das bisherige Werk aufgelegt wurde, dass der Zenit eines neuen Halbkreises jeweils am Horizont des darunterliegenden Halbkreises aufliegt. Somit weiß man immer in welchem Abstand von der Kante man nähen muss.

Meine Besucher, deren Eltern teilweise Urgesteine in unserem Larp-Verein sind haben mir davon abgeraten, den Wulst mit Stoffresten zu stopfen und stattdessen deutlich leichtere und schneller trocknende Rohr-Isolierung empfohlen. Also eines Tages zum Baumarkt gepilgert und die dünnste Rohrisolierung gekauft.
Ich habe dann die "Schuppendecke"mit etwas Spiel (für die Nahtzugabe) zu einem Tunnel genäht und beim Aufziehen festgestellt, dass es nicht über die Rohriso passt. Also habe ich ein Stück aus der Isolierung rausgeschnitten und sie dann, mit Klebeband fixiert, durch den Tunnel gezogen. Ergebnis unten:


Den Schlauch habe ich zu großen Teilen aus grüner Wolle gemacht, weil das die Hauptfarbe der Klamotte sein wird. Vorgehen war hier wieder ähnlich zum Wulst. Da man hier vor allem am Ende die unschönen Stoffübergänge im inneren sehen könnte, habe ich ihn innen mit Bordeauxrotem Leinen gefüttert. Wie man sieht steht das Futter ein wenig über. Dieser Überstand wurde später mit dem Wulst vernäht um möglichst wenig Haut-Kontakt mit der Wolle zu haben.

An einem Gips-Modell meines Kopfes, dass ich vor 2 Jahren für meinen Helmschmied angefertigt hatte, habe ich nun ermittelt wie groß der Wulst sein muss. Etwas Zugabe kann nicht schaden, denn ein zu fest sitzender Hut ist unangenehm wie ich in der Vergangenheit erfahren musste.

Im Prinzip schneidet man den Wulst am ungeschuppten Ende (sehr schräg) auf Länge. Dabei Innen-/Außendurchmesser des entstehenden Kreises beachten (deswegen schräg). Dann schiebt man dieses Ende in das schuppige Ende und vernäht beides. Die Rohriso scheidet man zuvor im richtigen Winkel auf die entsprechende Länge. Das alles war zugegebenermaßen ein ziemliches Gefummel und hat mich einige Nerven gekostet.

Anschließend steckt man den Schlauch im Wulst fest. Dabei ist darauf zu achten, dass die Naht des Wulstes möglichst innen-oben ist, sodass sie weder am Kopf drückt, noch sichtbar ist. Am Besten faltet man den Schlauch in 4 Quadranten und steckt zuerst diese fest um dann in jedem Quadranten nacheinander eine Nadel hinzuzufügen. So wird das möglichst gleichmäßig.

Mit einem (ich glaube) Überwendlich-Stich habe ich beides dann vernäht.


Glücklicher Mojo nach diesem Schritt...

An der Liripipe habe habe ich lange herumdesigned... Im Prinzip sind es drei lange, 6cm breite Stoffstreifen gewesen, die auf beiden Seiten Halbkreise haben, jeweils hälftig zueinander versetzt.
Zu Beginn hatte ich den weißen etwas breiter gewählt damit er übersteht, wenn ich ihn einfach zwischen rot und weiß lege.

Das war dann etwas wenig beeindruckend. Also habe ich angefangen, Perlen zwischen rot-weiß und weiß-grün zu nähen, damit alles etwas mehr auseinander steht. Hat leider nicht viel gebracht.

Inzwischen ist das weiße Band genauso breit wie die beiden anderen. Wenn wenige Perlen nicht helfen, dann helfen vielleicht viele: Ich habe mir Perlenband bestellt.

Ich habe die Streifen als Dreikant aufeinander genäht: Eine weiße Kante auf eine Rote. Die andere Rote Kante auf die Grüne. Die andere Grüne Kante auf die freie Weiße. Das Perlenband kam dann zwischen die Stofflagen:


Das war wiederum too much. Also wieder auftrennen, Perlenband weg.


Yay. Mojo is slightly unamused by this time.

"Weniger ist Mehr"-Ansatz: Wieder Dreikant, erstmal ohne Perlen:

So ist es dann letztendlich geblieben. In das "Tal" jeder Farbe habe ich dann mit 4cm Abstand Perlen appliziert und bin mit dieser lustigen Girlande am Hut jetzt sehr glücklich, auch wenn ich hier erstmal wieder mein so Ottkar-esques Resting-Bitch-Face übe.

Aber wenn keiner Schaut kann er auch lächeln.

Hoffe das inspiriert zum selber-nähen, wenn ich auch insgeheim hoffe, dass mit Beginn der Non-Covid-Larp-Saison nicht überall geschuppte Chaperons auftauchen ;-) ;-) ;-)

Mittwoch, 10. Juni 2020

Langschwert-Scheide für Herrn Marius von Dorn

Teil des Deals für den "Rückerwerb" meines Kettenhemds war die Anfertigung einer Langschwert-Scheide (neben dem Parierdolch 2 Posts zuvor).
Es handelt sich hierbei um das Calimacil-Schwert zum Spiel Kingdome Come: Deliverance, Herrn Radzigs Schwert. Für mich sieht's so aus, als wäre der Paintjob unvollständig und es war wohl auch sehr günstig. Alles in allem eine schöne Polsterwaffe.

Zur Scheide: Der Herr Marius ist ein bescheidener Ritter der nicht viel Wert auf Äußerlichkeiten legt, daher sollte die Scheide schlicht werden. Ohne viel Messing. Also kein Mund- und Ortblech. Ich hoffe das rächt sich an der Spitze nicht.

 Auch diese Scheide hat wieder einen Kern aus Glasgelege + Epoxidharz. Hier ganz rechts im Bild.


Bezogen wurde es mit dünnem roten Leder, das ich bei Ebay geschossen habe.
Die Spitze ist sauber vernäht. Leider ist es mir nicht gelungen eine der Schwertspitze angepasste Form der Scheidenspitze hin zu bekommen. Ein Ortblech wäre echt schöner...

Es ist natürlich immer schwierig das Leder faltenfrei um solche "komplexen" Formen zu wickeln. Ich habe hier einen Trick angewendet: Eine verdeckte Naht. Man sieht sie ein klein wenig auf der linken Seite der Scheide. Dabei werden die beiden Schnittkanten des Leders auf Stoß gelegt und man sticht die Nadel von hinten schräg durch das Leder, sodass man in der Schnittkante herauskommt. Dadurch hat man keinen Wulst, wie wenn man auf links näht, aber auch keine sichtbaren Fäden.

 Oben an der Scheide wurden Leder-Riemen aufgeklebt. Beim Kleben des roten Leders (Wasserfester Holzleim) Wurde das Leder mit Schnur so umwickelt, dass es sich möglichst sauber an die darunter liegenden Leder-Riemen anlegt.
 Für die Befestigung am Gürtel habe ich einen Riemenschieber gebastelt, indem ich eine Gürtelschnalle modifiziert habe. Der Dorn wurde entfernt und stattdessen ein Haken angelötet (Hartlot).


"Der Kunde" wünschte eine Gurt-Ende im Wikinger-Stil. Der Riemen ist mit Blumenmotiven punziert und handgefärbt.
 Gurtwicklung...


Hier die Aufhängung im Detail mit dem Gegenstück zu oben gezeigtem Riemenschieber.

 Der Überstand von der oberen Gurtwicklung hat an seinem Ende eine Schnalle. Durch diese wird nochmals das Gürtelende gezogen. Dadurch wird das Schwert an die Hüfte gespannt.


 






Donnerstag, 28. Mai 2020

Dolch-Scheide für eine Freundin

 Eine Schulkameradin will ins Larp-Hobby einsteigen und hat diesen Dolch mit der blauen Scheide gebraucht gekauft. Ich habe Ort- und Mundblech dafür angefertigt und für die Befestigung am Gürtel zwei Lederbänder geflochten und in das blaue Kunstleder eingearbeitet.

 Da der Abschluss oben nicht ganz sauber war, habe ich mir gedacht, ich fasse ihn ein wenig mit dem Mundblech ein. Dafür habe ich am Rand mit der Handlochstanze (eine alte Edel24) halbe 3mm Löcher gestanzt und die Reste dann umgeschlagen.
 Gewünscht war, den Dolch schräg am Gürtel tragen zu können.
 Hier der Guss der Eichel für die Spitze des Ortbleches. Zusammen mit einer weiteren Eichel und einem Hopfen für zwei andere Scheiden-Projekte wurden sie aus Messing gegossen.
 Und anschließend an die Spitze gelötet. Auf dem Bild die zweite von Links.

Samstag, 23. Mai 2020

Parierdolch Scheide


Im Tausch für mein altes Kettenhemd, welches ich einem Freund verkauft hatte und gerne zurückwollte habe ich eingewilligt eine Langschwert- und eine Dolchscheide mit Glasfaser-Kern zu bauen.
Hier geht's um die Dolchscheide für einen Parierdolch von Dunkelart.
 Zusammen mit dem Langschwert des Freunds und meinem langschwert geschahen die ersten Arbeiten. Für alle Klingen wurde ein Strumpf aus Wolle genäht, dann wurden sie sorgfältig in Frischhaltefolie und Panzertape eingepackt.
 Dann wurden die Klingen laminiert, also das Glasgelege aufgebracht und das Epoxidharz mit einer Walze aufgetragen. Da der Dolch extrem grifflastig ist (scheinbar wurde auf ganzer Länge Bleiband um den Kernstab gewickelt) und aus der alten Dolchscheide ständig herausfiel, habe ich mich entschlossen die Scheide bis zum Griff hochzuziehen und mit 3mm Schweißdraht derart zu stabilisieren, dass sie sich fest an den Griff anschmiegt.
Nachdem das Epoxy ausgehärtet war, wurde der Dolch gezogen, alle Folienreste entfernt und der Dolch wieder in Frischaltefolie gewickelt. Dann wurde der Wollsocken übergestülpt und selbiger mit 2K-Kleber in der Scheide verklebt.

Der Schweißdraht wurde zurechtgebogen und mit 2K Kleber an der Scheide befestigt.

 Da fällt nix mehr raus, selbst wenn man ordentlich ruckelt. Greift man den Dolch aber, flutscht er sauber raus.
 Als nächstes wurde Leder mit wasserfestem Holzleim um die Scheide geklebt und vernäht. Der obere Teil wurde wie man sieht mit Wäscheklammern zum anliegen gebracht.

 Auf der Rückseite lasse ich einen kleinen Spalt frei von Klebstoff, damit ich das Leder an der Stelle noch bearbeiten kann.
 Mit Fertig-Pizzakarton mache ich mir in der Regel meine Muster, die ich auf Messingblech (hier 0,8mm) übertrage und mit der Blechschere ausschneide. Nach entgraten und sauberfeilen werden die Verbindungsstellen mit Schleifpapier gereinigt, Flussmittel aufgetragen und das ganze mit Silberlot verlötet.
 Das Mundblech wird an die "komplexe" Form angepasst. Dank dem Pizzakarton kann man das Blech auf den Milimeter genau planen.
 Ambos auf Ambos... Ich hab von meinem Vater einen kleinen Ambos geerbt, den damals mein Onkel bei der Bahn aus einem Bahngleis gearbeitet hat. Da dieser deutlich sauberere Kanten als mein großer hat, nutze ich ihn gern für solche kleinen Arbeiten. Hier das treiben der "komplexen" Form.
 Ging recht flott, innerhalb von 10 Minuten hat alles sauber gepasst.
 Wie man sieht...
 Auch auf der Rückseite. Bin sehr zufrieden.
 Und hier das gute Stück in komplett...
 Für die Spitze des Ortblechs habe ich eine Blume aus Messing gegossen und angelötet um dem Wappen der Dame Klara von Rosenstein Rechnung zu tragen
 Rückseitige Gürtelschlaufe. Leider ließ sich der Wunsch der Besitzerin, den Dolch an zwei Punkten aufzuhängen und schräg zu tragen nicht realisieren.
 Durch das Gewicht von Griff und Parierkorb hätte sich der Dolch immer nach unten gedreht.
 Hier ist schön die saubere Klebung in der Griffschale zu sehen.
Aufgrund der Grifflastigkeit würde ich persönlich den Parierdolch "in" der Nierentasche tragen.

In diesem Sinne...

Sonntag, 11. März 2018

Kurzschwert-Scheide Teil 4

Der Arbeit letztes Kapitel...

Jetzt fehlte nur noch das Mundblech. Mit meiner Edel24 Stanze habe ich einfach jeweils drei Löcher nebeneinander gesetzt und so eine Menge Dreipässe erzeugt. Den oberen und unteren Rand habe ich ebenfalls zur Hälfte gelocht, damit ich den Rand oben um die Öffnung schlagen kann und unten als Kralle ins Leder biegen kann...
Man sieht hier unten eine erste Version der Aufhängung, die ich später nochmal abgeändert habe...
Aber was man auch sieht, sind die Zapfen, die hier nach oben gebogen sind... Das Ziel ist es, über sie ein Blech zu legen, was genau passende Aussparungen hat und das Mundblech dann mit diesen Zapfen zu verschließen.
 
 Hier beim Herstellen des Auflagebleches...

Und so sieht das gute Stück dann fertig aus...




 Die Punzierung im Detail


Der besonders schön gelungene Rücken... 

Das Ortblech von vorne

Und hier der Verschluss und die Aufhängung (speziell für einen noch anzufertigenden Prunkgürtel ausgedacht)
 Die Krönung :)

Alles in allem war's mal wieder ein scheiß Geschäft und ich bin froh, dass ich es rum habe. Aber immerhin hat sich die Arbeit am Ende gelohnt und ich bin stolz auf mein Werk... :)