Eisenbiegen...
Bevor man mit dem Eisenbiegen loslegen kann, muss man natürlich einiges vorbereiten.
Zuerst ist es wichtig zu wissen, wieviel Material man insgesamt braucht.
Dazu habe ich mir auf meine Schnittmuster aufgezeichnet, wie die Splinte auf dem Leder verlaufen sollen.
Alle Splinte wurden durchnummeriert und die maximal-Länge ausgemessen und notiert. Jetzt könnte man natürlich
wild Stahl bestellen und einfach eins nach dem anderen abschnippeln. Dann bleibt aber eine Menge Zeug übrig.
Also: Tabelle gemacht und geschaut, ob man die Stücke einigermaßen
Sinnvoll sortiert bekommt, so dass pro Meter Stahl 1-2cm Verschnitt
entstehen.
Das war das Ergebnis:
11 Streifen pro Seite werden für mein Projekt benötigt. Bestellt habe
ich 24 Streifen, damit ich etwas Backup habe, falls ich etwas verkacke
oder später mal etwas kaputt geht.
Der gelieferte Stahl hat durch das Abscheren beim Lieferanten eine
leichte Torsion, daher musste ich sie alle einzeln erstmal geradebiegen.
Aufgrund der Länge funktioniert das am einfachsten mit einem
Schraubstock und einer Feststell-Zange. Über beide Enden der Streifen
habe ich ein Stück Stoff gelegt, damit Zange und Schraubstock-Backen den
Stahl nicht zerkratzen.
(Hat am Schraubstock nicht 100%ig funktioniert, daher kommt später eine Verbesserung...)
Nächster Schritt: Mittellinie anreißen.
Damit später die Löcher alle schön mittig in einer Reihe sitzen, macht es Sinn, sich jetzt die Mittellinie zu markieren.
Hierfür habe ich ein 50cm Stahl-Lineal und eine Reißnadel verwendet.
Ab hier habe ich in Paketen gearbeitet. 3-4 Streifen komplett
verarbeitet, dann das nächste Paket angefangen. Das ist meiner Meinung
nach ein guter Kompromiss zwischen Effektivität und Eintönigkeit.
Anzeichnen:
Auf der Schablone sind die einzelnen Splinte jeweils mit der Position
des Splints auf der Schablone (hier S4) und mit der Streifen-Nummer
(hier 2) beschriftet.
Jetzt schnappe ich mir einen Streifen Stahl und arbeite alle Splinte
einer Streifen-Nummer(2) auf den verschiedenen Schablonen ab. Der
Streifen wird hierfür unter die Schablone an die Position des Splints
gelegt und mit einem dicken Bleistift oder Permanentmarker angezeichnet.
Anschließend wird mit der Reißnadel die Splinten-Position (S4) auf den
gerade markierten Splint geritzt (Rückseitig natürlich). Bleistift oder
Permanent-Marker verwischen gern beim Bearbeiten.
Mangels eines dieser wundervollen Geräte namens Beverly-Shear, die
man immer bei den ausländischen Rüstungsbauern sieht, muss ich meine
Stahl-Streifen leider mit der Stich-Säge zuschneiden.
Das ist leider ultra-Langwierig -.-
Dabei sollte man immer Gehörschutz, derbe Handschuhe und Schutzbrille
tragen. Letzte Woche hab ich's geschafft einen Sägespan mit dem Auge zu
fangen. Und das trotz Schutzbrille UND normaler Brille (zu schmales
Gesicht, ist irgendwie durch den Spalt zwischen Schutzbrille und
Nasenbeinseite gehüpft, aber es ist nix passiert, konnte ihn einfach
auswaschen).
Kanten abrunden
Meine Splinten sollen an ihren Enden schön zur Form des Leders
passen, daher entstehen beim zusägen Teilweise recht üble spitze Winkel,
die so an einer Rüstung nicht viel zu suchen haben.
Leider bin ich nicht Stichsägenkünstler genug um das direkt schön
rund zuzuschneiden, also kommt hier eine Schrupp-Feile (also eine ganz
grobe) zum Einsatz. Damit mir der Schraubstock nicht den Stahl versaut
(diese Rauten kriegt man im Nachhinein kaum noch raus), habe ich mir
provisorische Schutzbacken aus Holz gebaut, die einfach vor die
Schraubstock-Backen gehängt werden.
Wenn die Enden dann grob abgerundet sind, wird entgratet. Das mache
ich nicht mit der Feile. Ich spanne einen handelsüblichen Bandschleifer
in den Schraubstock und ziehe darauf die Kanten ab (Bild liefere ich
nach).
Man kann natürlich auch damit die Enden abrunden, aber eine 1,5mm
breite Stahlecke frisst so ein "günstiges" Bandschleifer Band zum
Frühstück. Und ganz so günstig sind die Bänder dann doch nicht...
Jetzt ist’s endlich soweit! Eisenbiegen! Meine erste
Idee war, ein Hartholz zu nehmen, eine gerundete Rille
hineinzustemmen/schleifen und darin mit dem Ballhammer das Material zu
formen (Bild liefere ich nach).
War aber nicht ganz so praktikabel. Erstens dauert's wirklich ewig
bis man mal so 'nen Splint fertig hat, und zweitens nutzt sich die Rille
schnell ab. Nach vier Splinten, einem verballerten Dienstag-Abend und
einem danach unbrauchbaren Holzklotz habe ich diese Idee beerdigt.
Mit einem meiner Rüstungsbauer-Mitstreiter, der sich gerade
Stundengläser baut, habe ich etwas überlegt. Er hat sich an ein Video
erinnert, indem ein Rüstungsbauer die kleinen Plättchen für seine
Handschuhe einfach mit zwei ineinandergeschobenen Rohren zurechtgebogen
hat. Jetzt war der Typ aber erstens ein Bär, was man von mir nicht
behaupten kann (vom Brusthaar mal abgesehen ^^) und zweitens sind meine
"Plättchen" ein kleines Stückchen länger. Mit "durch drauflehnen
verbiegen" würde ich also nicht weit kommen. Egal, der Ansatz ist aber
schon mal gut. Auf in den Baumarkt.
Dort habe ich bei den Wasserleitungen verschiedene Stahl-Rohre
gefunden: 1", 3/4" und 1/2". Das 3/4" passt problemlos ins 1", das 1/2"
könnte man vielleicht unter Anwendung grober Gewalt ins 3/4" Rohr
treiben.
Von allem 40cm gekauft und zurück in die Werkstatt.
Mit der Stichsäge habe ich das 1" Rohr auf ca. 20cm ab gelängt. 2cm
vom Ende des Rohres entfernt habe ich nun einige in Längsrichtung direkt
nebeneinander liegende Löcher gebohrt (sieht man noch). Dann habe ich
das Rohr jeweils 2cm vom Ende entfernt bis zur Hälfte eingesägt, dann
das Sägeblatt in die nebeneinanderliegenden Löcher eingeführt und das
Rohr so auf gesägt, dass ein Teilstück herausfällt.
(Ich hoffe man kann anhand des Bildes erkennen was ich krampfhaft versucht habe zu beschreiben...)
Vom 3/4" Rohr habe ich ein Stück abgetrennt, das etwa so lang ist wie
die Aussparung im 1" Rohr. Danach habe ich mit der Rundfeile versucht
innen die Schweißnaht zu entfernen, damit das 1/2" Rohr besser
hineinpasst und anschließend versucht es hineinzutreiben. Leider hat
mein Handgelenk vor den Rohren aufgegeben, aber ich habe nun zumindest
auf 75% der Länge ein wirklich stabiles Rohr.
Die 1/2" + 3/4" Rohrkombi wird mit dem 1" Rohrzuschnitt zusammengesetzt und ergibt somit das Form-Werkzeug.
Jetzt geht's wieder zur Fließbandbearbeitung:
Vorne den Splint ein Stück in das Werkzeug hineinschieben, oben mit
dem Hammer draufhauen. Splint weiter reinschieben, Innenrohr leicht
drehen, draufhauen. Und so weiter.
Idealerweise macht man einen schnellen Durchlauf um den ganzen Splint
grob in Form zu bringen und einen sorgfältigen Durchlauf um die Rundung
"perfekt" zu gestalten.
Durch das Drehen des Innenrohrs nach jedem Hammerschlag sollte das so
einigermaßen seine Rundung Form behalten und nicht zum Ei werden. Auf
Dauer wird's natürlich länger und dünner.
Eine schwingungs- und dämpfunsfreie Unterlage erleichtert das
Arbeiten enorm. Auf dem Ambos geht das deutlich leichter als auf der
Richtplatte des Schraubstocks...
Um mir die Arbeit ein kleinwenig zu erleichtern habe ich meine
gesamten Schweißkünste in dieses Projekt eingebracht und habe mir unten
einige Punkte mit dem Elektrodenschweißgerät gesetzt, sodass das halbe
Rohr nicht wegrollen kann. Eigentlich war der Plan, das Halbrohr auf
einen Vierkant zu setzen und somit eine Art "Gesenk" herzustellen. Dafür
hat's aber nicht gereicht.
Fuck you Elektrodensch(w)eißgerät. Ich schaff's auch ohne dich.
Das war jetzt eigentlich auch schon das ganze Hexenwerk. 11 von 18
Metern habe ich -denke ich- schon durch die Mangel gedreht, aber ich
glaube der richtige Spaß geht erst beim vernieten los.
Ich freu mich ja schon so drauf.
Falls jemand einen Tipp parat hat: Ich wollte für das Vernieten auf
der Rückseite M3er Unterlegscheiben verwenden, damit sich die Niete
nicht so schnell durchs Leder zieht. Nun hat die aber einen
Innendurchmesser von 3,2mm, während der Nietschaft einen
Außendurchmesser von 3mm hat. Das initiale Verklemmen der Scheibe mit
dem Schaft ist dadurch nicht ganz trivial (sag ich mal so nach 10
Versuchen).
Habt ihr eine Idee, wie/wo man an passende Scheiben kommt?
Selbermachen kommt bei >700 benötigten Nieten genauso wenig in Frage
wie Pass-Scheiben für 0,10€ das Stück...
Ach ja. Hier waren letzten Mittwoch Faschingsferien, daher war unsere
Halle zu und wir hatten kein Training. Diese Woche müsste es aber
klappen mit den Bildern vom Zwischenstand.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen