Bei meinem diesjährigen Winterprojekt versuche ich mich daran eine Splintenzeug für Arme und Beine zu konstruieren.
Ich denke Splintenrüstung dürfte den meisten hier etwas sagen:
Etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts stellte sie im deutschen Raum
für eine kurze Zeit den Übergang zwischen Ketten- und Plattenrüstung
dar. Hierbei wurden Stahlstreifen auf einem textilen oder ledernen
Trägermaterial befestigt.
Im Netz finden sich schöne Beispiele und auch Reynard de Gabile hat ein extrem wundervolles Set.
Das linke Bild hat mich ursprünglich inspiriert und das rechte hat mir der Herr Reynard zugeschoben...
Auf dem Weg zum Utopion-Gelände bin ich im Sommer an Pirmasens vorbei
gefahren und konnte dort bei einem Lederfachhändler eine halbe Haut
sehr schönen grünen Kuhleders erstehen:
Wer mal irgendwie durch Pirmasens kommt, oder in Richtung Utopion
fährt, dem kann ich den Umweg nur empfehlen, sollte er/sie Leder
brauchen.
Ich war überrascht von der riesigen Auswahl und nachdem das Eis
gebrochen war, hat man mich durchs gesamte (riesige) Lager geführt und
beraten. Top-Adresse! (nicht verwand oder verschwägert, keine Angst ;) )
http://www.leder-kirchhoefer.de/
Bevor es losgehen konnte, musste ich allerdings einige Vorarbeiten
ableisten um die Rüstung ordentlich an meine bestehende Ausrüstung
anpassen zu können.
Im ersten Schritt mussten die Ärmel meines Gambesons auf den tatsächlichen Umfang meiner Arme angepasst werden.
Die waren den Schneidern von Steel-Mastery leider etwas zu groß geraten ;) Hier die gesammelten Abfallreste:
Zum Vergleich: Das Lineal unten ist etwa 20 cm breit...
Im zweiten Schritt habe ich mein Kettenhemd vorne aufgetrennt. Ich
will es dauerhaft am Gambeson befestigt haben, nun funktioniert es wie
eine Weste. Rein ins Gambi, selbiges zuschnüren, dann das Kettenhemd mit
Haken verschließen. Ein Ähnliches Beispiel eines vorne offenen
Kettenhemdes findet sich meines Wissens im Museum in Rothenburg odT.
Hier gibt es noch ein TODO: Unter den Ösen, in die die Haken greifen
will ich noch einen etwa 4cm langen Lederstreifen vernähen. Dadurch
sollte die Kette unter den Verschluss-Stellen etwas steifer werden,
sodass die Lücken nicht so riesig aufklaffen.
Das wars dann auch mit dem Vorgeplänkel...
"Schnittmuster"-Entwurf:
Zuerst wollte ich mich eines Beispieles aus Basic Armouring von Paul
Blackwell bedienen, allerdings passte selbiges überhaupt nicht zu meinen
Proportionen.
Also habe ich mir Bomull Stoff geschnappt, ihn um die entsprechenden
Körperpartien gewickelt und zusammengesteckt. Darauf konnte ich dann mit
Schneiderkreide markieren wie weit die Panzerung an die Gelenke heran
darf, ohne dass sie behindert (sieht man durch Faltenwurf!).
Das so gewonnene Muster habe ich dann nochmals auf 1,5mm
Maschinenkarton übertragen, ausgeschnitten, befeuchtet, geformt und
anprobiert.
Dann wurde so lange daran gearbeitet, bis ich mit der Form zufrieden war.
Als nächstes wurden verschiedene Varianten der Splinten aufgemalt und
so geschaut, was mir am besten gefällt. Ich habe mich für 16mm breite
Stahlschienen entschieden, die entsprechend der Seitenbreite
aufgefächert werden.
Verwendet wird 1,5mm Stahl um das Gewicht etwas im Zaum zu halten, da
das teils bis zu 5mm dicke Leder schon ordentlich Eigengewicht
mitbringt. Anhand der Karton-Muster konnte ich ausmessen, dass ich
insgesamt etwa 22m an 16mm breiten Splinten brauchen werde. Das Blech
habe ich zu 1m x 16mm Stücken bei www.blechscout.de
bestellt. Damit lag ich unter dem Mindestbestellwert von 20€, also habe
ich gleich noch etwas mehr Blech für das Anschlussprojekt im nächsten
Winter bestellt: Sabatons :)
Was man da unter der legeprobe sieht, sind übrigens neue Diechlinge.
Passend zum Gambeson in rot. Wie ich damals auf die Idee kam grüne zu
machen ist mir inzwischen "entfallen" :D
Mit der Länge der Splinten konnte ich auch eine ziemlich entmutigende
Rechnung anstellen. Wenn ich die Nieten nach meiner eigenen Vorstellung
im Abstand von 2,5cm Setze werde ich wohl auf eine unschön hohe Anzahl
von Nieten kommen :(
Das nächste Mal kommen wir zum Leder kochen. Dafür muss ich
allerdings erstmal die über 700 automatik-Selbstauslöser Bilder
auswerten und die gescheiten raussuchen ;)
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